Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Doch das Individuum steht nicht isoliert und losgelöst von seiner Umgebung: Gleichzeitig ist es auch untrennbar in ein universales Gesamtgefüge, eine universelle Ordnung eingebunden. Dieselben Urkräfte, die diesen Makrokosmos lenken, wirken im Kleinen auch auf den Mikrokosmos des Menschen.
Wie die Natur und der ganze Kosmos unterliegt jeder einzelne Mensch einem alldurchdringenden Prinzip – er ist nicht das Maß aller Dinge und der alleinige Beherrscher des Universums, sondern ein winziger Teil davon, ein Rädchen im Getriebe. Nur wenn alle Dinge reibungslos ineinandergreifen und harmonisch aufeinander abgestimmt sind, ist der störungsfreie Lauf der Welt gewährleistet. Alles hängt voneinander ab und ist unauflöslich miteinander verbunden. Sobald ein Bereich geschwächt ist, wirkt sich das auf alle anderen Gebiete des Lebens aus.
Gesundheit und dauerhaftes Wohlbefinden können deshalb nur erlangt werden, wenn der Mensch in Harmonie und Einklang mit der Natur lebt; wenn er den immerwährenden Kreislauf nicht stört, etwa indem er Energien und Ressourcen ausbeutet oder verschwendet. Das bedeutet auch, dass er sich dem jahreszeitlichen Wandel, dem natürlichen Rhythmen der Natur und den jährlichen makrokosmischen Einflüssen anpassen muss, um keine Disharmonien in Gang zu setzen, die dass sensible Gleichgewicht beeinträchtigen könnten. Nur in einem harmonischen Miteinander mit der Natur kann der Mensch zu innerer Ruhe und Gelassenheit finden.
Die Weltanschauung, die der TCM zugrunde liegt, findet sich in Grundzügen bereits in der chinesischen Religions- und Philosophielehre des Daoismus. Der Daoismus postuliert, dass der Mensch zur Erlangung von Glück und Unsterblichkeit mit dem Lauf der Welt, dem Dao (chines. „Weg, Gesetz“), im Einklang leben muss. Statt blinden Aktionismus und Selbstbezogenheit predigt der Daoismus als Handlungsprinzip das Nicht-Eingreifen in die Natur oder das nicht-Erzwingen („Wu Wie“). Seinen Platz in der Welt kann der Mensch nur finden, wenn er sich in heiterer Gelassenheit übt und sich dem steten Lauf der Dinge anpasst.
Was ist die Akupunktur?
Die Akupunktur (lat. Arcus – Nadel, pungere – stechen) ist eine der fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ihre Anfänge reichen in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Zu einer Lehre wurde die Akupunktur entscheidend zusammengefasst durch den Philosophen Konfuzius (551 -479 v. Chr.).
Die drei wichtigsten Lehren der Akupunktur sind das Konzept der universellen Lebensenergie Qi (Lebenshauch, Lebenskraft), die alles umfassende und bildende Kraft.
Die zwei Urkräfte Yin und Yang, die in ihrer Polarität und Gegensätzlichkeit die universellen Grundkräfte des Lebens symbolisieren. Das chinesische Yin lässt sich mit „schattiger Ort“, „wolkig und dunkel“ übersetzen. Es ist ein Sinnbild für die körperlich chemisch-physikalische Seite des Menschen, für das Ruhende, das Kühle, die Erde. Yang bedeutet „sehr hell“, „sonnige Anhöhe“ und steht im übertragenden Sinne für das Energetische, das Aktive, das Warme, den Himmel. In diesen beiden Begrifflichkeiten spiegelt sich das Prinzip ihrer zyklischen Wechselwirkung und ihrer entgegengesetzten Naturkräfte, die einander gleichzeitig bedingen, zugleich aber ohne einander undenkbar sind – denn wo Licht ist, ist auch Schatten.
Als dritte Lehre entwickelte sich noch das „Wu Xing“ die fünf elementaren Wandlungsphasen. Während Yin und Yang in der TCM also die Wechselwirkung der polaren Kräfte symbolisiert – Helligkeit und Dunkelheit, Hitze und Kälte etc. -, wird das Konzept der fünf Wandlungsphasen (aus Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) noch weiter differenziert und aufgeschlüsselt: Sie versinnbildlichen das stufenweise Fortschreiten aller Prozesse in der Natur und auch in unserem Organismus; den schrittweisen Wandel von Yin nach Yang und umgekehrt. Alles ist ihrem fein abgestuften Wechselspiel untergeordnet: unsere Emotionen, unsere Organe, die verschiedenen Lebensalter oder der Wechsel der Jahreszeiten.
Mit der Akupunktur haben wir die Möglichkeit auf das Qi (Lebenshauch, Lebenskraft) und die Urkräfte Yin und Yang am menschlichen Organismus einzuwirken. Dieses geschieht über die Meridiane (Energieleitbahnen), in denen das Qi des Körpers zirkuliert und jedes Organ, jeden Muskel und jede einzelne Zelle mit Energie und Blut versorgt. Ähnlich wie Lymphgefäße, Nervenbahnen oder Arterien und Venen durchzieht dieses Leitbahnsystem den ganzen Körper. Jeder dieser Leitbahnen ist einem bestimmten Organsystem zugeordnet. Stimuliert man deshalb mit einer feinen Nadel bestimmte Reizpunkte (Akupunkturpunkte) auf der Hautoberfläche des Körpers, kann so unmittelbar auf das Organ, aber auch auf die ihm zugeordneten seelischen Belange eingewirkt werden – ein wichtiger Therapieansatz bei Beschwerden, Blockaden und Krankheiten aller Art.
Welche Beschwerdebilder können mit der Akupunktur positiv beeinflusst werden?
Schmerzzustände
• Kopfschmerzen und Migräne
• Nacken- und Rückenschmerzen
• Sportverletzungen
• Fibromyalgien
• Arthrose
• Tinnitus
Atemwegserkrankungen
• Asthma
• Bronchitis
• Allergische Rhinitis
• Sinusitis
Verdauungsstörungen
• Reizdarmsyndrom
• Gastritis
• Obstipation
• Durchfall
• Übelkeit und Erbrechen
Gynäkologische Beschwerden
• Menstruationsbeschwerden
• Prämenstruelles Syndrom
• Wechseljahresbeschwerden
• Schwangerschaftsbeschwerden
Immunsystem und allgemeines Wohlbefinden
• Chronisches Erschöpfungssyndrom
• Immunsystemstärkung
• Raucherentwöhnung
• Gewichtsreduktion